Landwirtschaft im Marchfeld
Landwirtschaft im Marchfeld Früher(Kornkammer)
Ab einem bestimmten Zeitpunkt in der menschlichen Geschichte schien die Entwicklung der Landwirtschaft und der Sesshaftigkeit unvermeidbar gewesen zu sein.
Dies führte zu einem besseren Nahrungsangebot, veränderte aber auch die Gesellschaftsordnung grundlegend. Ein Nomade entwickelt kaum einen tieferen Bezug zu seiner unmittelbaren Umwelt, verlässt er sie doch allzu bald wieder. Ein sesshafter Mensch aber bewohnt ein Territorium, das es gegen andere zu verteidigen gilt. Gut möglich, dass in dieser Phase der Menschheitsentwicklung der Begriff des persönlichen Besitzes zum ersten Mal eine größere Rolle spielte.
Wilde Gräser, Wurzeln und Früchte wurden vom Menschen seit jeher genutzt. Die Grundlagen der Vermehrung bei diesen Pflanzen waren unseren Vorfahren mit Sicherheit vertraut. Trotzdem war es ein großer Schritt, gezielt Samen dieser Pflanzen zu säen, deren Produkte erst viel später genutzt werden konnten. Diese Methode geht erst einmal mit einem Verzicht einher, dem Verzicht auf sofortige Verwertung der Körner. Um erfolgreich pflanzen und ernten zu können, ist also vorausschauende Planung nötig, schließlich benötigt man von der Ernte wieder einen Teil für die nächste Aussaat, auf den auch in Notzeiten nicht zurückgegriffen werden darf.
Ein wichtiger Schritt in der Landwirtschaftsgeschichte war der gezielte Anbau von Wildgetreide, wodurch man die gewünschte Pflanze auf das Marchfeld konzentrierte und eine größere Menge ernten konnte als durch einfaches Sammeln zu erhalten war. Doch wilde Getreidesorten haben entscheidende Nachteile gegenüber den späteren Zuchtformen. Nicht nur erbringen sie viel weniger Ertrag als ihre Zuchtformverwandten, die Spindel der schlanken Ähre zerbricht bei ihnen sehr leicht, die Körner fallen einzeln zu Boden. Für die Wildpflanze ist dies für ihre Verbreitung sinnvoll, denn die einzelnen Körner verfangen sich mit ihren Grannen leicht im Fell oder Gefieder von Tieren und können so weit verbreitet werden. Für die Ernte ist diese Eigenschaft denkbar unerwünscht, schließlich wäre es sehr mühsam, die einzelnen Körner vom Boden zu klauben.
Ein erster Zuchterfolg gelang den frühen Bauern daher mit der Auswahl von solchen Exemplaren ihrer Getreidepflanzen, deren Körner auch nach der Reife mit den Ähren fest verbunden blieben und erst beim Dreschen von diesen getrennt wurden. Bis zu den heutigen Hochleistungssorten des Saatweizens war es aber noch ein weiter Weg.
Die meisten Tätigkeiten in der Landwirtschaft mussten in früheren Zeiten von Hand gemacht werden, der wichtigste Grund, warum so viele Menschen in diesem Wirtschaftszweig beschäftigt waren.
Verfolgen wir einmal den Weg des Korns zum Brot vor etwa 100-200 Jahren. Beginnen wir der Einfachheit halber mit dem reifen Korn, obwohl sich natürlich auch beim Pflügen der Äcker und bei der Aussaat des Korns technisch sehr viel getan hat.
War also das Korn reif, begann die Ernte. Da noch keine Maschinen eingesetzt wurden, mussten für die Ernte sehr viele Arbeiter eingesetzt werden. Gemäht wurde mit Sicheln und Sensen, eine äußerst schweißtreibende Arbeit. Die abgemähten Halme wurden dann von Garbenbindern zu Garben gebunden und zum Trocknen aufgestellt. Waren die Garben trocken, wurden sie zum Hof gebracht, um sie zu dreschen. Das Dreschen sollte die Körner aus den Ähren bringen und wurde mit Dreschflegeln durchgeführt, bestehend aus einem Holzstiel und einem beweglichen Flegel, der aus Hartholz gefertigt wurde. Das Getreide wurde auf dem Boden der Scheune oder eines extra eingerichteten Dreschplatzes ausgebreitet und mit den Dreschflegeln "geschlagen", bis die Körner aus den Ähren getrieben waren. Anschließend wurde "die Spreu vom Weizen getrennt", also die eigentlichen Körner von den umgebenden Samenhüllen und Halmbestandteilen getrennt. Im einfachsten Fall warf man dazu das ausgedroschene Getreide mit einer Schaufel oder einem Korb in den Wind, der die leichten Hüllbestandteile und Halme wegwehte, während die schwereren Körner nach unten zurückfielen. Dieser Vorgang wird auch als Worfeln bezeichnet.
Landwirtschaft im Marchfeld im Umbruch
Die Landwirtschaft im Marchfeld hat durch die guten Böden, die sich durch das Überschwemmungsgebiet zwischen March und Donau ergeben haben eine lange Tradition.
Die Erde wurde zuerst durch die Handarbeit urbar gemacht, erst ab etwa 1250 wurden Tiere, bevorzugt, Kühe oder Pferde dafür eingesetzt.
Durch die Handhabung von Eisen und Stahl wurden die Geräte geschaffen, um mehr Fläche zu bewirtschaften, das geschah ab dem 18 Jahrhundert vermehrt und wurde im Laufe der Zeit immer mehr ausgebaut.
Davor wurden viele Holzkonstruktionen eingesetzt die teilweise durch Eisen oder Kupfer verstärkt waren.
Die Bestellung der Landwirtschaft war aber ein arbeitsintensives Unterfangen. Es wurde mit einfachsten Mitteln das Saatgut ausgesät und danach geerntet. Der Prozess des Säens und des Anbaus wurde früher mit den Händen durchgeführt, es wurde das Saatgut großflächig mit der Hand verstreut. Es ist bekannt, dass diese Praktik bis etwa 1930 durchgeführt worden ist. Danach wurde auf Regen und eine Nachtfeuchtigkeit gehofft, um die Saat gedeihen zu lassen.
Ab 1947 wurde die industrielle Revolution, die die Tiere als Arbeitsmittel durch Traktoren abgelöst hat erst so richtig eingeleitet, davor war es ein Privileg der reicheren Bauern Fahrzeuge einzusetzen.
Dadurch wurden viele Veränderungen ausgelöst, unter anderem haben die Wandlungsprozesse in der Erzeugung landwirtschaftlicher Güter in Österreich in der Nachkriegszeit, unter den Schlagworten: Rationalisierung, Mechanisierung und Automatisierung eine Bewegung ausgelöst haben.
Die Landwirtschaft der früheren Zeiten hatte sich ausgedient, die Tierhaltung auf jedem Hof war bis dahin wesentlich, vorher wurden Nutzpferde für die Bewirtschaftung, Schweine für das Fleisch, Hühner für die Eier gehalten.
Auch die Kultivierung von Obstgärten, die jeder Bauer, wie in früheren Karten von Glinzendorf eingezeichnet zu sehen ist, wurde Richtung Rutzendorf gleich nach der Bahnstrecke zwischen Wien und Pressburg(Bratislava) umgesetzt.
Die Höfe waren groß, die Auslegung auf Selbstversorgung und nur teilweisen Verkauf ausgelegt. Meist wurde untereinander getauscht und es gab einige Betriebe die dadurch nach Wien ein breites Sortiment verkaufen konnten.
Die wesentlichste Aufgabe war es sich durch die Schwankungen der Natur unabhängig zu machen, deswegen kam die industrielle Revolution auch den Bauern wie gerufen. Die Unabhängigkeit durch besseres Saatgut und die Möglichkeit der Bearbeitung des Bodens durch Traktoren kam den vielen Bauern, die nur durch viele Arbeitskräfte die Saat, die Kultivierung und die Ernte handhaben konnten als große Möglichkeit vor, aus den Flächen, die bewirtschaftet wurden, viele Menschen zu ernähren und dadurch auch Reichtum aufzubauen.
Landwirtschaft im Marchfeld Heute
Die Landwirtschaft veränderte sich stark, die Bewässerung über Brunnen wurde sehr wichtig und trug zu der Umsetzung dazu bei.
Im heutigen Zustand der für Österreich sehr wichtigen Landwirtschaft im Marchfeld werden vor allem Zwiebel, Wurzelgemüse(Karotten, Spargel usw.) und Erdäpfel angebaut. Aber auch Sonderkulturen gedeihen sehr gut.
Dadurch leistet das Marchfeld einen großen Beitrag zur Ernährung der österreichischen Bevölkerung, die zu einen sehr großen Teil der österreichischen Selbstversorgung beiträgt.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil war und ist die Zuckerfabrik, durch diese konnte seit etwa 1901 unabhängig der nötige Zucker auf eigenem Boden hergestellt werden, erzeugt durch die im großem Stil angebauten Zuckerrüben.
Durch die Erschaffung des Marchfeldkanals in den 1980er Jahren wurde eine weitere Abhängigkeit, der vom immer weniger werdenden Niederschlag geschaffen.
Der Grundwasserspiegel konnte damit auf einem wichtigem Niveau gehalten werden und die Wasserversorgung für Pflanzen sichergestellt werden.
Das Marchfeld eignet sich durch das vorherrschende Klima besonders gut für die Gemüseproduktion und ist mit einer Gesamtanbaufläche von circa 7.000 Hektar die bedeutendste Gemüseanbauregion Niederösterreichs.
Heute sind die Betriebe, welche bewirtschaftet werden über 100 Hektar groß, dadurch gab es in der kürzeren Vergangenheit viele Bauern, die ihre wirtschaftliche Tätigkeit eingestellt haben oder nur mehr Nebenerwerb praktizieren oder einfach ihre vererbten Flächen an andere verpachten.
Durch die intensive Nutzung von Pestiziden und vor allem durch unkontrollierten Einsatz von künstlichen mineralischen Düngern ist das Grundwasser bei uns nicht mehr im richtigen Einklang mit der Natur, die Auswirkungen der Vergangenheit bekommen wir alle erst jetzt zu spüren. Die Handhabung der jetzigen Landwirtschaft wird bei uns erst in einigen Jahren merkbar sein. Es gibt durchaus einige Bestrebungen, Blühstreifen, Naturräume wieder sein zu lassen, diese Aktionen werden auch über Förderprogramme attraktiver gemacht. Merkbar ist aber insgesamt der Einfluss durch die Landwirtschaft auf die Natur, die immer mehr durcheinander gerät.
Die Bodenerosion, die Grundwasserverschmutzung und der intensive Einsatz von sogenannten Pflanzenschutzmittel macht sich bereits stark bemerkbar.
Wesentlich bleibt jedoch die Bereitschaft unserer Landwirte im Marchfeld, sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen und zu reagieren und mit einer neuen Sortenauswahl, Bodenbedeckung und Fruchtfolge auf diese Herausforderungen zu reagieren.